Bodo Hell

KUNSTSCHRIFT, Ausstellung von Bodo Hell

Und meine Ziegen waren dabei...

 23. November 2023 - 3. Dezember 2023

1., Karlsplatz 5 Künstlerhaus Factory

 

Der experimentelle Schriftsteller, Essayist, Fotograf und Alpenhirt Bodo Hell blickte in der Ausstellung KUNSTSCHRIFT

auf sein langjähriges literarisches Schaffen zurück und zelebriert in der Künstlerhaus Factory sein vielfältiges Œuvre.

zum 80. Geburtstag

15. März 2023 20h30

Bodo Hell and Friends

und kein bißchen …

Spätlese von und für Bodo Hell

mit Weggefährtinnen

was die Stadttauben diskret von den unverstachelten Dachrinnen gurren und die Zirbenhäher im Gebirg lautstark von den höchsten Wipfeln der Wetterbäume krächzen: es gibt am eingesessenen Ort etwas Ungewöhnliches zu hören: dank der Jahrzehnte dauernden künstlerischen Verbindung des Autors Bodo Hell (in den wohl zu großen: Schuhen der Ernst-Jandl-Nachfolge mit seinen Jazzern, Wolfgang Puschnig inbegriffen), vor allem aber dank des elastischen Bandes mit dem vielseitigen Anreger und Mit-Initiator des Porgy & Bess, nämlich mit Renald Deppe (man erinnert sich an frühe gemeinsame Auftritte in der Stadtinitative Burggasse und im ersten Porgy (ex-Federmausbar) noch in der teuren Spiegelgasse, später mit diversen Formationen am neuen, auch nicht ganz schalldichten Standort, vornehmlich heiß gedrängt in der Strengen Kammer), so scheint jetzt wieder die Zeit zu einem statuarischen Rundum-Blick (in Form einer Personale) gekommen zu sein: denn als kooperativer Autor, ausrangierter Organist und stetig lauschender Alpenhirt ist Bodo Hell in diversen musikalischen und künstlerischen Kooperationen landauf und stadtab unterwegs und man weiß nicht, was da noch alles auf die hellhörigen Hörerinnen zukommen wird (nein: der TischtelefonCharme des plastischen Filmtheaters RONDELL der grauen Vorzeit ist endgültig passé), aber hinter vorgehaltener Hand: auf den Tischen vorbereitet stehen wird (nichts verraten!) ein ‚außerhalb der Stunde’ = hors d’oeuvre aus der Oststeiermark, kreiert von Sohn Moritz Deppe, in den Vitrinen am Gang liegen die Originalmonotypien der versatilen Zeichnerin Linda Wolfsgruber zu den begabte(n) Bäume(n) auf, im dem Public Domain genannten frischgestrichenen Kammerl links hinterm Eingang (DünnWand an DünnWand mit den Brautkleidern von nebenan) werden wir uns die Kreuzstichzeichnungen und Piktogramme von Hil de Gard und die 3-D-Fotos der Weggefährtinnenköpfe des Bodo Hell gewiß nachher nochmals plastisch anschauen, mittlerweile haben wir den feinen Moderatorenton von Johann Kneihs im Ohr (nicht der einzige diskrete Herr an diesem Abend, die anderen mögen einem Spezialprogramm zu entnehmen sein), wie er die Jubelbeiträge von Clementine Gasser (auf ihrem 5-saitigen Cello) einbegleitet, die süffisanten Lieder von Traude Holzer (die ihre Greisslerei in Neuberg/Mürz ausnahmsweise verlassen hat), die 4 Friesacher FrauenZimmer (mit Überschall-Gesang und mehr als ihren Instrumenten (Claudia Grundner, Agnes Harrer, Judith Payer und Xandi Kröpfl, auch paschen können die!), Elfriede Czurda, Andrea Nießner, Lisa Spalt und LIesl Ujvary sowie Friederike Mayröckers Stimme (via Schmiderer-Kurzfilm) werden die männlichen (hier namentlich unterdrückten) mehr als ein Dutzend Beiträger (in gewohnter Überzahl) mirnichtsdirnichts in die schallgedämpfte Tasche stecken, Linde Waber fertigt aus der Soffitte heraus ihre trefflichen Sekundenzeichnungen an, gewiß: immer versäumt man etwas, diesmal allerdings sollte man sich die höchst farbige Raja Schwahn-Reichmann (jetzt in der wahren Elfriede-Gerstl-Nachfolge), wie sie mit ihren beweglichen Chantournés (also plastischen trompe-l’oeuil-Malereien auf Birkensperrholz) die beidseitig am Bühnenrand positionierten Schlagwerke(r) zu Höchstleistungen anzuspornen imstande ist, nicht entgehen lassen!

Bodo Hell für SPRACHSALZ 11.9.2020

liebe Friederike Mayröcker, Dein neues Buch trägt den Titel:

da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete

was bei diesem Titel sofort auffällt: er istmit kleinem Beginn geschrieben (da) und mit Punkt nach moosgrün. und mit großem Ans Fenster trete weiter,

nun bist Du für ungewöhnliche Texttitel und überraschende Buchtitel bekannt (bereits aus der Frühzeit noch vor den Suhrkamp-Veröffentlichungen hgab es etwa Titel wie: Wäsche, selig gemacht, Augen wie Schaljapin, bevor er starb, als der Bauknecht erstmals ins Haus kam, je ein umwölkter Gipfel), und auch Deine Zeichensetzung und Orthographie könnte man (naja) sehr eigenwillig nennen (das schreibmaschinenbedingte SZ Deiner Hermes Baby fürs scharfe S ist dabei noch das geringst irritierende), doch das neue Buch schlägt in seiner textgestalterischen Hinsicht weit über die gewohnten Stränge, auch was die eingefügten Kritzeleien und Minizeichnungen (Schuhe, Vögel etc.) angeht, man könnte sagen: eine wahre Freude für die aufgeschlossene Leserschaft, daß Du Dir das nämlich jetzt erlauben darfst (beim Zuhören in der anschließenden Lesung Deinerseits kommen solche Feinheiten und Freiheiten der ZeichenSetzungen natürlich weniger zur Geltung), doch diese Deine Störung des gewohnten Leselaufs ist eben nicht nur eigensinnig (quasi ein modischer spleen), sondern sie hat Methode: was Du da leichthin anwendest, widerläuft nämlich dem eigenen SchnellLesen, dem Querlesen und Überspringen, es konterkarriert also die süffige Narration eines in Anführungszeichen ‚gut’ geschriebenen Buches, solche Praxis versucht vielleicht sogar eine graphische Entsprechung zur Sprunghaftigkeit unseres sprachlichen und gedanklichen Assoziationsapparats darzustellen, seiner überraschenden Einfälle und Querschüsse

da ich morgens und moosgrün (Punkt) Ans Fenster trete

wer das neue Buch als ein weiteres Beispiel für Dein erklärtes Bemühen, Avantgardismus und Klassizismus zu verbinden, durchblättert, sieht zuerst Teile im vollen Satzspiegel stehen, dann eingerückte Textabschnitte und weiters freistehende kursive Halbsätze (wie notwenige Ausrufe), vor allem sieht man aber Datierungen an den Kapitelschlüssen, diese allerdings auch oft mit textlicher Unterfütterung als Nachtrag (wie verbale Datumsumspielungen), also: ein Tagebuch oder ein: ‚alle-3-Tagebuch’ ist das nicht (und eine penible Diaristik hast Du ja meines Wissens für Dich stets (als zu selbstgefällig) abgelehnt, ohne dabei die berühmten japanischen Beispiele einer exakten Tagebuchführung gering zu schätzen), also: Irritationen der LeseErwartung im Buch wo man hinschaut, das könnte es vielleicht sein: eine Literatur jenseits der Gattungen, wie sie sonst kaum jemand verfaßt (ein Autor aus den veröffentlichten Besten-Listen schon gar nicht), was nicht heißt, daß Dir nicht eine zahlreiche treue Anhängerschaft über die Jahre zugewachsen wäre, auch eine weibliche Gefolgschaft ohne dezidiert feministische Kategorisierungen (etwa im Sinne eines ‚weiblichen Schreibens’ von Hélène Cixous)

wenn Du erlaubst, liebe Friederike Mayröcker, gehen wir jetzt kurz zurück und werfen einen Blick auf die 70 Jahre Deiner bisherigen literarischen Produktion, mit besonderem Focus auf die Prosa, da Du ja gewöhnlich im oberflächlichen Sinn eines ‚Paradiesvogels der Avantgarde’ (oh weh! welche Zuschreibung) auf die Lyrik reduziert wirst, wenn auch nicht aufs Poem oder gar aufs Proem, wie Du es wohlweislich nennst

also die beachtliche Titel-Reihe Deiner meist umfangreichen Textwerke seit den 70erJahren des vorigen Jahrhunderts geht so:

Das Licht in der Landschaft 1975 (nicht jenes am Ende des Tunnels)

-die Heiligenanstalt 1978 (mindestens 4 Musiker-Biographien der anderen Art, von Chopin über das Schumann-Dreieck und Schubert zu Bruckner, Beethovens Heiligenstadt klingt im Titel nur mit: Heiligenanstalt)

die Abschiede 1980 (jedermanns und jederfrau Dauerthema)

Reise durch die Nacht 1984 (das Einstiegswerk in Deine Literatur par excellence, ins Engl. übertragen von Beth Björklund: Night Train)

Das Herzzerreiszende der Dinge 1985 (ein Titel wie von Levi-Strauss)

-mein Herz mein Zimmer mein Name 1988 (siehe auch den 1. Film von Carmen Tartarotti über Dich dazu: ein Häufchen Blume/ein Häufchen Schuh)

-Stilleben 1991 (im Doppelsinn), auf Deinen Bezug zur bildenden Kunst kommen wir noch zurück)

-Lection 1994 (wohl auch in der Bedeutung von: Lesung)

-brütt oder die seufzenden Gärten 1998 (Dein ausgewiesenes und dennoch clandestines Hauptwerk)

und im 21. Jhdt bislang 9 Prosabücher, nämlich:

und ich schüttelte einen Liebling 2005 (eine andere Art Ernst-Jandl-Requiem)

Paloma 2008 (das sind 99 Jahresbriefe an einen Freund)

-ich bin in der Anstalt 2010 Fusznoten zu einem nicht geschriebenen Werk (allerdings 243 solcher Fußnoten)

ich sitze nur grausam da 2012 (ein schönes Paradox)

dann das französische Trio:

-ètudes 2013

-cahiers 2014

-fleures 2016 sowie

-Pathos und Schwalbe 2018 und jetzt:

-da ich morgens und moosgrün.(Punkt) Ans Fenster trete 2020

in dieser Deiner atemberaubenden Titelliste, liebe Friederike Mayröcker, stehen die großen Prosawerke bei aller Unterschiedlichkeit im Einzelnen (mein Herz mein Zimmer mein Name von 1988 z.B. ist etwa ein 330-Seiten-Werk ohne jeden Absatz und mit nur einem Schlußpunkt), stehen also diese Textmassen in innerem Zusammenhang, nämlich als biographisch-biographieloses Großkonvolut eines halluzinativen Textbands unterschiedlicher Dichte und Rhythmisierung, mit gezielten Repetitionen (diese variiert) und der Musik entliehenen Parametern, immer wieder selbstreflexiv und selbstreferenziell auf die Machart und auf die Bedingungen des Gemachtwerdens verweisend, ja sogar die Vorgänge während der Lektüre des Textes selbst (durch Zweite und Dritte) werden innerhalb desselben Textes wachgerufen, liebe Friederike Mayröcker: Du schaust Dir sozusagen beim Verfassen selbst und bei der Nacharbeit am Gegebenen zu, konkreter: Du erzeugst diese beiden Vorgänge (verfassen und lesen) im Augenblick des Kontaktes mit dem Text, vielleicht entspricht das auch Deiner Vorstellung von Dir als permeabler Wand, durch welche die Sprache als kollektives veränderliches System hindurchspricht, vorausgesetzt, der hl. Geist der VerbalInspiration weht genau auf diese durchlässige Wand Friederike Mayröcker zu

(man verrät kein Geheimnis, wenn man darauf hinweist, daß dieses Wehen des hl. Geistes bei Dir morgens meist am Übergang vom Traum ins Wachen vor sich geht, d.h. an so vielen Morgen Deines Schreiblebens vor sich gegangen ist)

doch zurück auf festen Boden: mindestens 3 wiederkehrende Themenkreise durchziehen auch Dein neuestes Buch da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete, erstens die Musik, dann die Kindheit und die Kindheitsorte wie D. (Deinzendorf in NÖ) sowie drittens die bildende Kunst: die Werke befreundeter und nicht befreundete Maler und Malerinnen (große und kleinere Namen) scheinen emblematische Triggerpunkte zu bilden, welche in Dir für Deine Textgestalten Vorstellungen der vielfältigsten Art wachrufen, besonders scheint es Dir neben Man Ray und Marcel Duchamps die spanische Kunst angetan zu haben, und hier so unterschiedliche Gestalten wie Goya (ein Anagramm von Joga) und Botero (und bei ihm speziell wieder diese süßen Mündchen seiner formenreichen Figuren) im Gegensatz zu den strengen Assemblagen des Katalanen Antoni Tàpies, aktuell: daß Du dem neuen Eisernen Vorhang in der Wiener Staatsoper (jetzt schon wieder dem vorletzten), nämlich dem dort plazierten vergrößerten Gemälde eines trojanischen Pferdes (skelettiert) durch die Dir befreundete Künstlerin Martha Jungwirth ein in die Tiefe der Geschichte und der eigenen Körperlichkeit dringendes Kapitel gewidmet hast, solches rührt besonders an, wir werden dieses trojanische Pferd allerdings in der anschließenden Lesung nicht wiehern hören, aber selbst über sein Zaumzeug etc. nachlesen können

ein wiederkehrendes Thema in Deinen Büchern, liebe Friederike Mayröcker, sind neben den vielen Lesefrüchten und Selbstzitaten die exquisiten Namensnennungen (auch außerhalb dezidierter Widmungen), viele Genannten werden sich auch im neuen Buch da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete zitiert wiederfinden, aber wie schon früher darf man da nicht unbedingt mit authentisch Wiedergegebenem rechnen, vielmehr scheint es sich um eine modifizierte ErinnerungsEmblematik in Andeutungen zu handeln, die zum Zwecke des kenntlichen Aufrufs namenbesetzt ist, hier ein kleiner Ausschnitt aus der Liste der neuerdings en passant genannten oder angetupften Lebenden und Verewigten:

Edith S.

Alfred K.

Alexander Wied

Christine Busta

Gottfried Haider

Bastian

Gerhard Rühm (der unermüdliche Neuerer in vielen Bereichen)

ein Doktor namens B.

Kurt Ryslavy (mit seinen umgestülpten Stühlen)

Arnulf Rainer

Leo Navratil

Helmut Federle

Frau Dr. Freude

Durs Grünbein

Siegfried Höllrigl

Ingrid Wald

Andreas O. (also der feine viel zu wenig gelesene Meister des Fluidums Andreas Okopenko)

Erika T.

Heinz Schafroth (mit seinem Anheben der Arme bei Feuersglut)

Rachel Salamander

Andreas Grunert

Erwin Bohatsch

Marcel Beyer

Hans Hollein

Anneke Brassinga

Aslan Gültekin (der ehedem nachbarliche ÄnderungsSchneider, aus seinem Proem bereits bekannt)

Afamia Al-Dayaa (als Pianistin und als Autorin) da heißt sie Yara Lee: Als ob man sich auf hoher See befände)

Jens Stupin (der stupende Neonatologe aus Berlin)

BH

Ely

Franz Schuh

Konrad Bayer

Aurélie le Née

Linde W. (S. 76) später ausgeschrieben als Linde Waber, eine mit Dir seit langem befreundete Künstlerin (Malerin, Zeichnerin, Holzschneiderin), in deren Atelier wir jetzt live sitzen, für diese weltweite zeitgleiche Ausstrahlung, also für den LIVESTREAM als Live-Ersatz innert 2 Tagen (danach mit einem best-of-Zusammenschnitt von 5 Minuten je Autorin, abrufbar)

daß ich mir (Bodo Hell) die Freiheit nehmen darf, Dich anzukündigen und einzuführen (zu moderieren wäre zuviel gesagt), verdanke ich (nicht nur den sprachsalzInitiatorinnen Magdalena Kauz und H.D. Heisl, sondern) wohl auch der Tatsache, daß wir beide seit den späten 70er-Jahren in Verbindung sind und daß es auch einige Kooperationen auf dem Hörspiel- und Audio-Sektor gibt, zuletzt meine versuchten Paraphrasen zu Deinem paradiesischen KurzText Landschaft mit Verstoßung samt O-Tönen aus der biblischen Almlandschaft des Dachsteins, aufgenommen von Martin Leitner, als CD bei mandelbaum

daß Du, liebe Friederike Mayröcker, mit Deiner Lebensspanne bis heute auch ein technisches Universum umspannst, geht schon allein daraus hervor, daß in Deinem Geburtsjahr 1924, ja sogar in Deinem Geburtsmonat Dezember die erste Ausstrahlung einer Sendung des späteren Radiosenders Rot-Weiß-Rot (heute ORF) im damals kleingewordenen Österreich erfolgt ist und daß Du diesem Medium on air auch gemeinsam mit Ernst Jandl viele preisgekrönte Originalbeiträge geliefert hast

darf ich Dich jetzt bitten, die von Dir ausgewählten Lesestrecken aus dem neuesten Buch da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete

für die Ohren und Augen einer interessierten Welt on-line vorzutragen

bitte, liebe Friederike Mayröcker

AKTUELL: Arbeiten von Linde Waber zu Bodo Hell und Friederike Mayröcker

Ausstellung von 50 Werken zu zwei der wichtigsten Weggefährten Linde Wabers:

der bedeutsamen, österreichischen Schriftstellerin Friederike Mayröcker sowie einem ihrer engen Vertrauten, dem Literaten Bodo Hell.

Zu sehen sind die Werke, die auch erworben werden können, in der Galerie des Rudolfinerhauses bis 24. September 2017.

Galerie des Rudolfinerhauses
Billrothstraße 78
1190 Wien

 

 

fuge tace quiesce

fliehe schweige komm zur Ruh

dieser Spruch des hl. Arsenius Wüstenvater wird in den Weisungen der Väter/den sogen. Apophthemata Patrum überliefert

 

als Altvater Arsenius, aus einem römischen Senatorengeschlecht stammend, der dann ab dem Jahre 400 für 50 Jahre in die ägyptischen Wüste gegangen sein soll (wie diverse  Wüstenväter und vielleicht auch Mütter in der Nachfolge des großen Antonius, unseres Fackentoni, die in der Weltabgewandtheit und Askese den würdigsten Ersatz für das nicht mehr mögliche Martyrium der vergangenen Verfolgungszeit gesucht haben mögen), als dieser spätere Altvater Arsenius also noch im römischen Kaiserpalast als Erzieher der Kaisersöhne tätig weilte, soll er zu Gott gebetet haben:Herr zeig mir einen Weg, wie ich Rettung finde, und es kam eine Stimme zu ihm, die sprach: Arsenius, fliehe die Menschen, und du wirst gerettet werden

als Arsenius sich dann bereits in das Einsiedlerleben zurückgezogen hatte, betete er auch dort, weiterhin unzufrieden, wieder mit den gleichen Worten Herr zeig mir einen Weg, wie ich Rettung finde, und er hörte eine Stimme, die zu ihm sagte: Arsenius fliehe schweige

komm zur Ruh! Das sind die Wurzeln der Sündlosigkeit

und diese Weisung aus der Wüste wird seither durch die Jahrhunderte in Wellen aufflackernd immer wieder begierig aufgenommen, ohne außer in der Vorstellung in aller Radikalität in den modernen Individuen wirklich zum Tragen zu kommen (als Weltfluchtgegen das allgegenwärtige Appellativ der Weltoffenheit)

in solchen Zeiten der Erlustigung wie im Barock geht diese Weisung aus der Wüstefliehe schweige komm zur Ruhgar in die galante Dichtung ein, z.B. in einem anspielungsreichen Langgedicht des Hofmann-von Hofmannswaldau-Nachfolgers Benjamin Neukirch aus der schlesischen Schule, eines Dichters des sogenannten Marinismus, der sonst für seine erotisch-tändelnden Verse mit deutlich sexuellen Anspielungen bekannt ist, u.z. in seinem Gedicht mit dem Titel: fuge, tace, quiesce, da heißt es etwa, auf die Kunst und den Körperkult bezogen:

 

ach aber thörichte, was seid ihr doch bemüht

dieß krancke lazareth auf erden rumzutragen

daß außen zwar die kunst mit scharlach überzieht

von innen aber gram und faule würmer nagen

etcetc.

und man könnte ebenso kokettierend anfügen:

fliehe schweige komm zur Ruh

mache Mund und Augen zu

hör durchs Ohr in Dich hinein

wird das wahre online sein

 

generelles, quasi karthäusisches Schweigen als Grundhaltung der Welt gegenüber und der folglich brausende Ansturm der inneren Stimmen sind das eine, Schweigen als Verschwiegenheit in der Welt in bestimmten Fällen ist das andere, und eine weitere, jüngere Figur der christlichen Ikonographie führt uns diese widerständige Haltung auf vielen Brücken und Plätzen (auch im Umkreis dieses Stadtmuseums) figürlich und legendenhaft vor Augen, ohne daß wir diese Bedeutung gleich wahrnehmen könnten, nämlich

der hl. Nepomuk mit seiner unverwesten (inzwischen Reliquien)Zunge

 

und man könnte sich fragen, warum dieser Aufwand mit dem Bischof Johannes (aus Pomuk) ne Pomuk getrieben wurde, nämlich als

Standfigurauf jeder Brücke, und gar als Zungennachbildungin einigen Reliquienkästen?

 

erlauben Sie, daß ich Ihnen im Angesicht der zu Ihnen sprechenden zeitgenössischen Kunst (Linde Waber)

ein solches übervolles Kästchen der Verschwiegenheit aus dem Barock detailliert sprachlich vor Augen führe

 

des hl. ne Pomuks Andenken wird (also) nicht nur in Gestalt von Brückenfiguren mit kleinem Kreuz in Händen, sondern auch in Kastenbildern in Kirchen hochgehalten (meist in Altaraufbauten hineingesetzt), ausgeführt etwa in montierter Materialcollage; die größeren Teile der KnochenAnordnung sind durch die Rückwand des Kastens hindurch mit Riemen fixiert, der tapezierte Schaukasten selbst ist dicht bestückt mit umwickelten Knochenpartikeln diverser anderer (weniger bekannter) heiliger Märtyrer und Märtyrerinnen aus den römischen Katakomben wie: Columba, Mariana, Novella, Saberia, Candianus, Credentus, Honestus, Honoratus, Justus, Marcellinus, die wenigsten davon nachweisbar

 

im Zentrum der Anordnung liegt dann gewöhnlich ein Heiligenpüppchen als WachsMiniatur, umgeben von geschliffenem buntem Glasschmuck und bunten Wachsperlen (die nicht naß werden dürfen, weil sonst die Farbe abgeht), mit kunstvoll geformten Gold- und Silberdrahtarbeiten auf bedrucktem Damastgrund, mit schmückenden Borten und Bordüren, aber auch mit sogenannter Sprangarbeit auf bespannter Kartonunterlage vorstehend, positioniert etwa in einer Wallfahrtskirche seitlich am Hauptaltar (dieser mit einem PelikanAufsatz, blutnährend die Jungen), linksvom Tabernakel, falls Sie eine kunstgeschichtliche Wallfahrt einmal dorthin, sage wir nach Frauenberg bei Admont im steirischen Ennstal, verschlagen sollte

 

rechts dann dort ein ebensolcher Reliquienkasten, diesmal aber für die hl. Walburga (ölausscheidend), mit einer zentralen Figur als WachsMiniatur, mit geschliffenem buntem Glasschmuck und bunten Wachsperlen (die nicht naß werden dürfen, weil sonst die Farbe abgeht), mit kunstvoll geformten Gold- und Silberdrahtarbeiten auf bedrucktem Damastgrund, mit schmückenden Borten und Bordüren, aber auch mit sogenannter Sprangarbeit auf bespannter Kartonunterlage vorstehend, positioniert seitlich am Hauptaltar (dieser mit dem PelikanAufsatz, blutnährend die Jungen), nämlich rechtsvom Tabernakel (auf den wir hier nicht näher eingehen können)

 

also eine Kloster- und Geduldarbeit für denundmit demJohannes Nepomuk[1], geboren 1345 in Pomuk bei Pilsen, getötet am 20.3.1393 in Prag, heraldisch vereinfacht dargestellt als Rote Zungeim stilisierten Heiligenschein mit 5-Eck-Stern, und das sogar im Wappen zweier Wiener Bezirke, nämlich des 2. und des 20., also der Leopoldstadt (2) und der Brigittenau (20), beide Bezirke an den Donau- und Donaukanalbrücken gelegen und der anwesenden KünstlerIn nicht ganz unbekannt

 

also eine Geduldarbeit für den Patron der Verschwiegenheit und für den seit dem Barock quasi ‚Staatsheiligen des Habsburgerreiches’ (Patrozinium 16. Mai), der, in einen machtpolitischen Konflikt mit König Wenzel IV. geraten, in der Folge zu Tode gefoltert und von der damals wie heute vielbegangenen Prager Karlsbrücke in die Moldau gestoßen worden war, dessen Verehrung (mit der anschaulichen Legende vom verschwiegenen Beichtvater, der nicht einmal seinem König mitteilt, was ihm die Königin eingestanden oder nicht eingestanden hat oder gar nicht einzugestehen hatte) vor allem von den Jesuiten forciert wurde, u.z. mit der unausgesprochenen Intention, die beiden anderen Johannisse etwas in den Hintergrund zu rücken (nämlich den Johannes Baptista den Heuschreckenesser und den Johannes Evangelista den Sprachmagier, vielleicht auch den Apokalyptiker in ein und derselben Person), in den westslawischen Kronländern und verstärkt in Böhmen aber wurde Johannes ne Pomuk speziell gegen das Andenken eines anderen aufrührerischen Johannes (aus dem 15. Jhdt), nämlich eines Johannist gleich JanHus, in Stellung gebracht

 

was also ist in so einem übervollen NepomukKästchen alles enthalten und was läßt sich davon entschlüsseln oder auch nur erraten: unter einer geschmückten zeltartigen BaldachinDraperie (aus lachsrotem Seidensamt, quasi in Türken-Rot, mit verknoteten Silberdrähten geschmückt), befindet sich in der oberen Mitte ein flaches hochovales Feldmit der leicht erhabenen, bemalten oder durchgefärbten Zunge(mit dünnen blauen Adern) des hl. Johannes ne Pomuk und mit dem Schriftband (der Cedula) darunter: LinguatactS:Ioañ:Nep: also eine Nachbildungder Zunge des Heiligen (übrigens nicht naturgegeben aus einem passenden Moldaukieselstein, sondern künstlich aus Wachs geformt), also eine flache WachsZunge, welche mit der originalen Zunge berührtwurde, wohl 1719 (terminus post quem) nach der Öffnung des Nepomukgrabes im Prager Veitsdom, also eine Berührungsreliquie, flankiert von 2×2 schräggestellten kleinen Schriftbändern (Cedulae), nämlich InvolucrisCorp:S:I:N:, Involucris Caput S:I:(also zusätzlich mit je einem Stückchen der Körper- und  der Kopfbindedes Heiligen), vielleicht auch etwas Material, das mit dem Grab des Heiligen in Berührung kam, innerhalb des ZeltBaldachins sind 5 mit Seidenstoff übersponnene Knochenreliquien fixiert, 4 davon jene des Pilomäus(eine mit Leerstelle darunter), eine der Mariana, darüber in den oberen Bildecken angebracht ebenso in Gaze eingesponnene Knochen und Knöchelchen mit den Schriftbändern anderer Katakombenheiliger (S:MARCELLINI.M.,S:COLUMBAE.M.,wiederS:PILOMAEI.M.,S:SABERIAE.M.,S:CANDIANI.M.,S:NOVELLAE.M.)die wenigsten davon nachweisbar

 

darunter ein Polsteraufbau mit dem frischtot wie lebendig daliegendem Heiligen Nepomuk en miniature, dargestellt wie so oft im Chorrock/DomherrenTalar, mit elegant gearbeitetem Kreuz samt zartem Kruzifixus in der rechten Hand über der Brust gehalten, 2 lange goldene Quasten zittern am Draht nach vorn (vielleicht zum Zuziehen des HermelinPelzkragens überm Rochett gedacht), der Kopf ist links auf lachsfarbenen wieder türkenroten Samtpolster gelagert, die aufgebahrte KleinFigur schaut also zum Tabernakel hin, sie trägt ein schwarzes viergeteiltes Birett auf dem Haupt, samt HeiligenscheinSpitzen (abwechselnd spitz und wellig) und reflektierendem 5er-Sternenkranz, welcher auf eine fünffache LichtErscheinung um die Leiche in der Moldau zurückgeht (gut auch an der silbernen Nepomukkanzel der Wiener Peterskirche zu sehen), Nepomuk soll nämlich schon vorher auf der Folterbank sein Leben ausgehaucht haben und er wurde dann wie zur Entsorgung ins Wasser geworfen, die 5 Sterne sind hier einzeln in den Kopfpolster gesteckt), assistiert wird die liegende Figur von 2 WachsEngeln mit TücherArrangement, das linke Engelchen trägt einen Haken in Form der Ziffer 3(Todesstunde?), das rechte Engelchen scheint das Bahrtuch von den Beinen des Heiligen hochziehen zu wollen und hält ein Dreieckschloßmit im Schloß steckendem Schlüssel in der Linken (zum Zeichen der Verschwiegenheit, auch als Folge des Beichtgeheimnisses), ein Golddraht ums rechte Handgelenk dieses AssistenzEngels weist auf ein offenbar verlorengegangenes 2. Attribut hin, darunter wieder eine buntglasbesetzte Unterlage sowie auf noch tieferer Stufe weitere KleinReliquien mit Schriftbändern (wieder in Großbuchstaben), nochmalsPILOMÄUS (der weder im Matyriologium Romanum noch in den Acta Sanctorum zu finden ist),wieder MARIANA, wieder NOVELLA sowie seitlich links und rechts unten je eine dreiseitige kleine AltarPyramidenvitrine mit einem Knochen des hl. STEPHANUS PROTOMARTYR

 

alles in allem sind solche Kästen das Ergebnis einer unglaublichen Filigran- und GeduldArbeit, für die man sich wohl vom Heiligen etwas als Gegenleistung erwartet hat, ausgeführt von kunstfertigen Spezialistinnen und Spezialisten, mit überreichem Material bestückt, das aus pietätvoller Entfernung gar nicht wahrgenommen werden kann und aus der Nähe meist nicht zugänglich ist

 

nebenbei bemerkt: die Plätze am Fluß in der Nähe desund unter demBrückenheiligen Nepomuk, dem auch festliche Andachten gewidmet waren, dienten bei der Dorfjugend früher gern als unauffällige Anlässe zu konspirativen Zusammenkünften und als Gelegenheit zu mehr oder minder galanten Stelldicheins, wobei die Brückenfigur, meist mit verzücktem Blick aufs Kreuz oder nach oben schauend, vom jugendlichen Treiben ungerührt, auf ihrem Sockel stehen geblieben ist

 

wir wünschen dem geduldigen Auditorium, also Ihnen allen als kunstaffinen Zuhörerinnen, einige stille Minuten oder vielleicht auch stille Stunden (beim Wiederkommen) in der versunkenen Anschauung vor den Kunstwerken von Linde Waber unter der Devise: FUGE TACE QUIESCE

[1]

Das große Lebenstuch

Bodo Hell zu ‚Zeit im Bild’

 

die Malerin, Holzschneiderin und Zeichnerin Linde Waber bleibt sich in dieser umfangreichen Ausstellung (mehrdeutiger Titel: Zeit im Bild) mit ausschließlich neuen Bildern gewiß treu, aber auch wiederum nicht: treu nämlich in der gewohnten und belebenden Einbeziehung von Weggefährten ihres künstlerischen Umkreises aus verschiedenen Sparten (Musik, Bildende Kunst, Theater, Literatur), hier speziell der Sprachkunst mit und von Friederike Mayröcker (ihrem vorausleuchtenden Lebensstern), andererseits zeigt sich Linde Waber als (sich selbst) untreu insofern, als hier nicht ‚Tageszeichnungen’ unter Einbeziehung der am jeweiligen Tag Anwesenden gezeigt werden (also Früchte einer täglichen Arbeitsfron/Meditation über Jahrzehnte hinweg), sondern man erkennt direkt eingearbeitete Kunstwerke aus den vergangenen Zeiten (immer wieder Farbholzschnitte, davon auch besonders ansprechende Probedrucke), die das Zentrum und Substrat der neuen großformatigen Bilder bilden, ihrerseits durch umgebende malerische Formationen und Gestaltungen gerahmt (‚gnomenhafte Gestalten’ wäre zu viel gesagt), also durch farbige Figuren, welche im Bild quasi den Vorhang vor der Vergangenheit der Künstlerin beiseiteziehen, selbstverständlich geschieht diese Art einer collagierten Einbeziehung früherer Werke samt Anlaßgeberinnen (Namenspatroninnen) nicht platt und offensichtlich, ja die Betrachtenden können oft gar nicht erahnen, um welche Zeitschicht (etwa 70/80er-Jahre) und um welche Freundschafts-Personen als BildAnlaß es sich handelt (z.B. Istvan Szikszay, Stimm, Sulzer, Schwertsik, Einem/Ingrisch, Bennent/Lechner, Gerstl/Wimmer, Franzobel/Blaha, Kupferblum, Jandl, Jelinek, Sommer, Nali Gruber, Deppe, Hell

die Recapitulation der Vergangenheit im Heute (als Akt der Bewahrung samt Neuschöpfung) und gar ihre Extrapolation in eine mögliche Zukunft geschieht bei Linde Waber auf subtile Weise und folgt vermutlich bestimmten Vorgaben aus dem hervorgerufenen Malgestus und einem unbewußten Aufarbeitungsbemühen, bisweilen auch so prägnanten Aphorismen, das meint diversen Sprüchen auf Linde Wabers (realem) Lebenstuch (rot): was uns aber an den neuen Arbeiten unmittelbar anspricht, sind weniger diese (immer prekär formulierten und schwerlich umzusetzenden) Lebensdevisen (also der versteckte emblematische Text als subscriptio), sondern uns Betrachter attrahierend ist dieser Vorhang-Auf-Charakter der Großformate mit Blick in die Tiefe der Zeit, schon damals zum Bild geworden und also vom Kommenden überholt, zugleich im besten Sinn eines ErinnerungsTriggers für die Steuerung eines ‚künstlerischen Beatmungsgeräts’ aufgehoben: belebend allemal, daß wir da bei jedem Bild (nicht von ungefähr sind viele Draufsichten wie aus Luftschiffen dabei) mit der Gestalterin mehr oder minder stark mitatmen dürf

 

zum Begriff ZeitErleben bietet uns das Konversations-Lexikon folgenden Eintrag

unter Zeitbewußtseinversteht man das subjektive Erfassen objektiver Zeitverläufe im Sinne eines gerichteten Zeitpfeils, als Wahrnehmung einerseits der zeitlichen Folge, andererseits von Zeitintervallen.

Der als unmittelbar gegenwärtig empfundene Zeitraum heißt Präsenzzeit, er kann bis zu 6 Sekunden betragen, das eben noch unterscheidbare ZeitIntervallbeträgt in Sehbereich 0, 02, im Hörbereich etwa 0, 002 Sekunden. Die Zeitwahrnehmung des Menschen bildet nicht einfach die physikalische Zeit ab. Eine Zeitspannekann in einer starken Zeitdehnung oder Zeitraffung erfahren werden, was in großem Masse von der Ereignisfülle und von psychologischen Faktoren (wie MonotonieErleben, Aufmerksamkeit, Erwartung) anhängig ist. Außerordentliche Änderungen des Zeiterlebens treten bei Übermüdung, im Schlaf, im Traum, in Rauschzuständen und bei psychischen Krankheiten auf. Die Fähigkeit etwa, bei genau vorgenommener Zeit aufzuwachen (innere Uhr), beruht vermutlich auf einer unbewußten Orientierung am periodischen Ablauf der Stoffwechselvorgänge (Tagesrhythmik)

von der ungerichteten Gleichzeitigkeit von möglicherweise weit auseinander liegendem Dargestellten im künstlerischen Bild (wie auch in den Bildern Linde Wabers), gar von Verweisen auf die Zukunft in dergleichen Collagen, spricht solch ein Lexikon-Eintrag zum Zeitbewußtsein verständlicherweise nicht

 

Die fliegende Almütte

»Gemäß den Aussagen des keltischen Baumhoroskops und den Vorstellungen der Signaturenlehre, wie sie etwa auch die Heilkunde eines Paracelsus prägt, ist die LINDE ein Baum der Versammlung, der friedlich-fröhlichen Gemeinschaft im Dorf, nicht umsonst wurden allenthalben in manch mächtige Dorflinden ganze Tanzböden und Versammlungshäuser eingebaut, auch heißt es im bekannten Lied: am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum, und man könnte als Slogan anfügen: Linde tröstet Schubert. …«  Beide Aspekte des emblematischen Baums prägen Charakter und Arbeit der Künstlerin Linde Waber, nämlich Konzentration auf die und in der Natur sowie Menschennähe und Hilfsbereitschaft.Der als melancholisch missverstandene Schubert und manch ein Betrachter von Lindes Bildern könnte die Aufmunterung/ Energieabgabe aus dem unerschöpflichen Reservoir der Künstlerin gut gebrauchen und fände viel davon auf und zwischen den Blättern dieses Buches.Dieses nicht nur Begleitbuch zur umfassenden Retrospektive im Museum  Leopold gibt einen Überblick über das umfangreiche Œuvre einer Malerin, die aus dem Vollen schöpft.Es versammelt kunsthistorische Zugänge von Experten, Schilderungen der Arbeits- und Familiensituation der Künstlerin sowie anlassbezogene und freie Textumspielungen als Dedikationen befreundeter Autorinnen und Autoren aller Generationen. Bodo Hell

 

Linde tröstet Schubert